Und heute sag ich mal „Nein“

Wer kennt nicht das Gefühl, sich hingebungsvoll um die Probleme anderer zu kümmern, aber für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse bleiben alle Ohren, auch die eigenen, gerne taub.

Es ist ein schleichender Prozess, der dem Betroffenen viel Energie raubt.

Immer wieder nimmt man sich vor, endlich auch mal „Nein“ zu sagen, sich nur noch für sich zu interessieren und ab morgen alles zu ändern. Ach bitte… wer setzt schon solch ein Vorhaben in die Tat um? Sie vielleicht!? Da kommt ein Anruf mit einer weinerlichen Stimme, dass der ganze Tag wieder vollkommen schrecklich war. Schon wirft man seine Vorsätze über Bord und widmet sich dem Trösten Desjenigen, der am anderen Ende der Leitung nur in Ihnen seinen Retter findet. Der ruhige Abend mit einem Glas Wein in der Badewanne fällt dann natürlich aus! Am Wochenende will man endlich ausschlafen, folgt dann aber doch dem Ruf eines Freundes, der spontan seinen Keller ausräumen möchte und ganz dringend um acht Uhr morgens Hilfe benötigt. Die Möglichkeiten, seine Zeit für andere aufzubringen, erstrecken sich hier ins Unermessliche und werden ja auch gerne pflichtbewusst bedient.

Ein Gedanke kommt einem dabei aber trotzdem immer wieder in den Sinn: „Eigentlich will ich das gerade gar nicht, ich habe überhaupt keine Lust und heute passt es mir so rein gar nicht! Bin ich deshalb ein schlechter Mensch?“ Die Antwort lautet „Nein“!

Da ist es wieder, dieses Wort, das man so gerne auch laut sagen möchte, es einem aber nicht über die Lippen kommt, weil man sein Gegenüber nicht verletzen möchte. Aber welche Synonyme sollte man sonst benutzen, um ganz klar auszudrücken, was man wirklich will oder eben auch nicht!? Der Begriff „negativ“ wird wohl eher beim Militär benutzt… und wir sind ja schließlich nicht alle in der Armee. Zeichensprache ist unter hörenden Menschen albern, es im Gespräch am Telefon auf einen Zettel zu schreiben erscheint mir auch vollkommen unsinnig… bleibt vielleicht noch WhatsApp! Aber bitte… wir sind doch nun wirklich langsam erwachsen und können sprechen.

Also einfach mal raus damit!

Man sollte und muss sich auch trauen und „Nein“ sagen… gerne mit einer netten Erklärung im Gepäck… und manchmal ist man überrascht, wie verständnisvoll der Andere darauf reagiert. Vielleicht verschiebt er sein Anliegen ja auf einen anderen Zeitpunkt, an dem es uns besser passt. Lach!

Helfen ist toll und richtig, es kommt nur darauf an, die Häufigkeit in Grenzen zu halten und das eigene Wohlbefinden nicht aus den Augen zu verlieren! Deshalb sage ich heute auch mal „Nein“… Vielleicht!

Nicole Neuhaus, Psychologische Beratung & Coaching in Neuss

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