"Alleinerziehend" ist kein Schimpfwort

Ich frage mich manchmal, warum viele den Satz „Ich bin alleinerziehend!“ leiser aussprechen als den Rest. Ich mache das übrigens auch manchmal und stelle dann fest, wie unsinnig das eigentlich ist. Schließlich hätten Alleinerziehende eher ein Denkmal verdient!

Aber kommt am Ende einer und überreicht einem den Hauspokal? Nein! Liegt vielleicht daran, dass das Eltern sein in Funk und Fernsehen oft wie ein Spaziergang dargestellt wird und manch Einer gerne mal sagt : „Sei doch froh, dass Du Dich mit niemandem abstimmen musst, ist doch dann viel bequemer!“ Auch hier ein klares „Nein, nicht immer!“ Ab und zu wäre es schon schön, wenn ein Anderer mal der Buhmann sein könnte, sich mit dem Fahrdienst der Kinder rumschlagen müsste und in einer gesenkten Kopfhaltung an die Tür seines Chefs klopft, weil die Schule schon wieder angerufen hat und die Abholung des (dann grinsenden) Kindes keinen Aufschub duldet.

Deshalb mein Appell an alle Alleinerziehenden da draußen: „Klopft Euch doch mal endlich selber kräftig auf die Schulter, denn Ihr macht einen super Job!“. Alleinerziehend ist übrigens auch kein Schimpfwort! Ihr seid weder asozial, noch will Euch keiner haben. Die Gründe für solch ein Lebensmodell sind vielfältig und individuell, man darf sie bei Interesse auch gerne mal freundlich hinterfragen.

Also nochmal… Stolz dürft Ihr sein, wenn der tägliche Spagat zwischen Beruf und Familie gelingt und Ihr es am Ende des Tages wirklich noch schafft, einen Film bis zum Ende zu schauen. Lasst es also ruhig raus: „Ich bin alleinerziehend und dass soll mir erstmal einer nachmachen!“ Wichtig ist bei all dem nur, dass Ihr auch auf Eure eigene Gesundheit achtet, denn wenn Ihr ausfallt, ist nicht unbedingt immer ein Ersatzspieler zur Hand. Vor allem keiner, der das so gut hinkriegt wie Ihr!

Nicole Neuhaus, Psychologische Beratung & Coaching in Neuss